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2017

24h-Track-Rekord

Analyse #track24h Rekord

„Auf der Bahn gleiche Werte fahren zu können wie auf der Straße ist eine Illusion. Nur 218W NP bei TSS 836 (beim 24h Weltrekord auf der Straße leistete ich etwa TSS 1100), das ist unterer Grundlagenbereich. Aber es war trotzdem die wohl beste Leistung meines Lebens, denn unter den Umständen, die in einem Velodrom vorherrschen, wo die Monotonie den Kopf zermürbt und man in jeder der 7500 Kurven der Fliehkraft und erhöhtem Apressdruck ausgesetzt ist, sind "normale" Wattzahlen nicht möglich. Auf der Bahn würde ich im Gegensatz zum RAAM sagen, dass die mentale Stärke wichtiger ist, als die körperliche Fitness.“

Das besondere beim Bahnfahren sind die absolut perfekten Bedingungen, es gibt keine Wettereinflüsse, keinen schlechten Bodenbelag und keine Störfaktoren – man kann hier alles am Rad und an der Ausrüstung optimieren, was auf der Straße nicht möglich wäre.

Beim Rad vertraute Christoph auf sein Shiv-Zeitfahrrad, das eigentlich für Triathlon entwickelt wurde. Da bei 24h-Rekordversuchen nicht das Reglement der UCI, sondern der UMCA gilt, dürfen hier Straßenräder verwendet werden. Die Entscheidung gegen ein klassisches Bahnrad fiel aufgrund des Leerlaufs, eine starre Nabe hätte Kniebeschwerden verursachen können.
Das Rad wurde aber umgebaut: Vorderer Schaltwerfer, Vorderbremse und Bremshebel wurden demontiert, um die Aerodynamik zu verbessern. Ein Ceramic-Speed Schaltwerk mit übergroßen Umlenkrollen verringerte den Reibungswiderstand der Kette, die durch DryFluid behandelt wurde und somit reibungs- und verschleißfrei laufen konnte. Ein Scheibenlaufrad von Roval mit im Specialized Labor optimierten Turbo-Cotton Reifen (weniger Pannenschutz und daher weniger Rollwiderstand) lieferten optimalen Speed und ein neu entwickelter Zeitfahranzug von Christophs Ausstatter owayo ließ ihn windschnittig am Rad sitzen.

Durch Christophs Leistungsabfall in der zweiten Hälfte der Fahrt wurde eines offensichtlich: Auf der Bahn ist Aerodynamik wichtiger als die Wattleistung. Richtete er sich auf um den Magen und den Rücken zu entlasten, konnte er deutlich höhere Wattwerte treten und wurde trotzdem langsamer. In der Aeroposition war er trotz geringerem Druck am Pedal schneller.

Zusätzlich zur an sich schon anstrengenden Sitzposition kommen in den Kurven Fliehkräfte dazu, die bei 40km/h mit 1,17g auf den Fahrer wirken. Das entspricht bei Christophs Körpergewicht einer Kraft von 130N, also umgerechnet 13kg. Um sich das Gefühl am Oberkörper und am Gesäß vorzustellen, müsste man einen ganzen Tag lang in der Aeroposition fahren und dabei einen 13kg schweren Rucksack tragen.
Zum Vergleich: Bei Bradley Wiggins Stundenrekord auf der Bahn war der Brite mit ca. 55km/h unterwegs, musste dabei 1,45g aushalten und einen (bei 75kg Körpergewicht) imaginären Rucksack von 33kg tragen.

Christoph Strassers Leistungsdaten #track24h

Körpergewicht78 kg
FTP Schwelle375 Watt
Normalized Power218 Watt
Distanz941,872 km
Runden3767
Herzfrequenz139 bpm
Trittfrequenz75 rpm
Flüssigkeitsaufnahme15 Liter