Die Ultramarathon Weltmeisterschaft 2007 im Rahmen des
Glocknerman sorgte für gewaltige Spannung. Am Start des 1010km langen
und mit 16000Höhenmetern gespickten Rennens standen viele bekannte
Namen, wie etwa der 24 Stunden Weltrekordhalter Marko Baloh aus
Slowenien, der Schweizer Thomas Ratschob, der Deutsche Rainer Popp,
sowie die Brüder Turnowsky und Franz Preihs aus Österreich.
Nach
dem Start am Grazer Karmeliterplatz führte die Strecke über Südkärnten
auf den Großglockner, der zweimal bezwungen werden musste, und zurück.
Das Anfangstempo war sehr hoch, doch bei jedem Anstieg mussten ein paar
Fahrer abreißen lassen und fielen zurück. Bald hatten sich die
Favoriten Baloh, Ratschob und Strasser abgesetzt und fuhren in die
erste Nacht Richtung Nationalpark Hohe Tauern.
Am
ersten Anstieg zum Großglockner attackierte Baloh und löste sich
kurzfristig von der Spitzengruppe. Während Ratschob nicht reagieren
konnte und zurückfiel, erhöhte auch Strasser das Tempo und holte den
Slowenen noch vor der Passhöhe wieder ein. Obwohl er die Passhöhe als
erster erreichte einigte man sich auf eine gemeinsame Weiterfahrt um
die vierköpfige Verfolgergruppe auf Distanz zu halten.
So verlief
das Rennen danach recht ruhig, die beiden wechselten sich in der
Führungsarbeit ab und arbeiteten perfekt zusammen, sodass der Vorsprung
auf die Verfolger auf knappe zwei Stunden anwuchs. „Es hatte jeder
seine kleinen Probleme und Durchhänger, aber wir wussten, dass wir
zusammen bleiben sollen, das ist das beste für jeden von uns. Marko
hatte auch beim zweiten Anstieg zum Glockner Probleme, aber ich wartete
auf ihn, gleich wie er auf mich wartete, als ich wegen Magenproblemen
zwei kurze Pausen einlegen musste. Außerdem waren wir so gut in der
Zeit, dass wir uns noch eine Chance ausrechneten den Streckenrekord zu
verbessern.“
Die
endgültige Entscheidung um den Weltmeistertitel fiel im Anstieg von
Lavamünd auf die Soboth. Strasser konnte hier nochmals seine letzten
Energiereserven mobilisieren und seinen Konkurrenten auf beeindruckende
Art und Weise abhängen. Als der junge Österreicher, der während des
ganzen Rennens vom vierköfigen Filmteam von Groox begleitet wurde, von
Fans und Betreuern angetrieben den 10% steilen Anstieg hinaufjagte,
kämpfte Baloh mit dem totalen Einbruch und fiel fast vom Rad. Mit 15
Minuten Vorsprung und dem neuen Streckenrekord vor Augen nahm Strasser
die letzten 85 Kilometer in Angriff.
„Die
letzten Stunden waren das härteste was ich jemals erlebt habe! Erst
fuhr ich die Soboth total am Limit, ich habe mich dabei so konzentriert
dass ich ein „Runner’s high“, einen tranceähnlichen Zustand erlebte.
Und dann war es doch noch immer irrsinnig weit bis ins Ziel, vor allem
standen mit dem Kitzeck und dem südsteirischen Hügelland noch viele
Höhenmeter bevor. Doch ich habe versucht alle Gedanken auszuschalten
und einfach nur so schnell zu fahren wie irgendwie möglich. Es war gut,
dass meine Betreuer streng mit mir umgingen, sonst hätte ich diese
tolle Zeit niemals ins Ziel gebracht!“
2:45
Stunden später und kurz nach Mitternacht fuhr das komplette Team laut
jubelnd ins Ziel beim Schwarzl Freizeitzentrum in Graz. Der
Streckenrekord des Schweizers Daniel Wyss wurde um vier Minuten
verbessert, der Vorsprung auf Baloh wuchs durch das fulminante Finale
noch auf 1:40 Stunden. Der neue Weltmeister im Ultraradmarathon
Christoph Strasser am Ende seiner Kräfte aber überglücklich:
„Wow, ich kann es kaum fassen. Was sich in den letzten Stunden
abgespielt hat war unglaublich. Ich hatte vom Start weg sehr hoch
gepokert, bin das Tempo der Spitzengruppe immer mitgegangen, obwohl ich
wusste, dass ich mich bei den ersten drei Bergen im dunkelroten
Pulsbereich aufhielt. Außerdem wusste ich, dass auch die anderen am
Limit gefahren sind und kurz vor einem Einbruch standen. Dass es mir im
Finale noch so gut ging war eine Frage der geistigen Fähigkeiten und
des festen Glaubens an den Sieg. Auch meine Betreuer mit Mentalcoach
Thomas Jaklitsch arbeiteten perfekt und konnten mich immer wieder
motivieren.
Jetzt bin ich Weltmeister, habe Marko Baloh geschlagen, mich vorzeitig
fürs RAAM qualifiziert und als jüngster Fahrer den Streckenrekord beim
Glocknerman verbessert. Was soll ich da noch sagen? Zur Zeit läuft es
einfach genial…!
(Kerstin Schabhüttl)
der Glocknerman 2007 in Zahlen: 1010km mit 16000Hm
>> www.glocknerman.at
1.
Christoph Strasser
AUT
36:19 h
27.81 km/h
2.
Marko Baloh
SLO
37:58 h
26.60 km/h
3.
Thomas Ratschob
SUI
39:12 h
25.77 km/h
3.
Horst Turnowsky
AUT
gl.Z.
25.77 km/h
3.
Gernot Turnowsky
AUT
gl.Z.
25.77 km/h
3.
Franz Preihs
AUT
gl.Z.
25.77 km/h
Beitrag vom 08.Juni 2007