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2014

Race Across America

Der Rekord nach dem Rekord – Leistungsdaten und Analyse RAAM 2014

Letztes Jahr hat Christoph Strasser Unglaubliches vollbracht und als erster Mensch das Race Across America in unter 8 Tagen beendet. Viele dachten, dass dieser Rekord nicht mehr zu verbessern sei, doch nur ein Jahr später wurde die Bestmarke erneut unterboten. Hier werden die Leistungsdaten der beiden Fahrten analysiert.

Im Vergleich zum Vorjahr gibt es vom RAAM 2014 fast vollständige Daten zur Verfügung: 169 Stunden Fahrzeit und 4854km haben Christoph und sein Team aufgezeichnet. Das sind gut 800km mehr als beim letzten Mal, als durch einen Computerdefekt einige Daten verloren gingen. Mit Hilfe seiner power2max Type S Specialized Leistungsmesser und Radcomputern Garmin-Edge konnte die Aufzeichnung 2014 durchgehend erfolgen.

Wo lagen die Unterschiede zwischen 2013 und 2014? Gegenüber 2013 liegen fast 20 Stunden mehr Daten vor, in denen Christoph gut 800km zurückgelegt hat. Gegenüber 2014 konnte er den gefahrenen Durchschnitt nochmals um 1,3km/h erhöhen. Vor allem zu Anfang war Christoph extrem schnell unterwegs und konnte durch höhere Leistung und günstige Bedingungen einen Vorsprung auf seine 2013er Zeit herausfahren.

Auffällig ist, dass Christoph weniger Tretpausen eingelegt hat (9% der Zeit gegenüber 10% 2013) und gleichmäßiger fuhr (12% Variabilität gegenüber 15% in 2013). Die durchschnittliche Leistung stieg nur leicht um 2,5 Watt, jedoch ist hier Vorsicht geboten: Da vom letzten Jahr Daten vom Ende des Rennens fehlten war der Unterschied in der Realität wohl höher.

Die Logistik und Organisation von Christophs Team war ebenfalls herausragend. Über die 7 Tage und 15 Stunden hinweg war die Standzeit auf 15 Stunden begrenzt – genau 2 Stunden am Tag. Das ist natürlich nur bei einem super eingespielten und extrem effizienten Team möglich und zeigt nochmals auf, wie wichtig der Teamaspekt beim RAAM ist.

Ein Blick auf die durchschnittlichen Temperaturen 2013 und 2014 zeigt uns auch, dass Christoph das Glück des Tüchtigen hatte: Mit 21 Grad im Schnitt war es 2014 merklich kühler als 2013. Das half ihm dabei das letzte Quäntchen aus sich herauszuholen.

Christophs RAAM Rekord bietet auch einen tollen Einblick in die Frage wie Athleten treten: Seine power2max Leistungsmesser errechnen den Anteil der Leistung die vom linken und vom rechten Bein erbracht wird, indem sie die Leistung der zweit Tretphasen pro Kurbelumdrehung miteinander vergleichen. Christoph tritt zu Anfang noch relativ ausgeglichen. Je müder er jedoch wird, desto weiter wandert die Balance nach links – also der Anteil er Leistung die er mit dem linken Bein erbringt steigt. Der Unterschied beträgt hier fast 4% zwischen Anfang (50% links) und Ende (54% links). Das ist ein deutliches Zeichen für asymmetrisches Pedalieren, wie es bei sehr vielen Athleten zu beobachten ist.

Herausgekommen ist ein Meisterwerk des Ultracycling. Noch nie hat ein Fahrer solch ein optimales Rennen hingelegt, und das obwohl er schon frühzeitig den Sieg (fast) sicher hatte. Christophs Professionalität und akribische Vorbereitung haben nochmals den feinen aber entscheidenden Unterschied gebracht. Es ist klar, dass keine Quantensprünge mehr in den Watt zu sehen sein werden, sondern, dass die sogenannten „Marginal Gains“, die feinen Unterschiede, die Entscheidung bringen. 

Interview zum Thema auf Bikeboard: www.bikeboard.at/magazin/Interview-Christoph-Strasser-2014-th5442