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2013

Race Around Ireland

Tagebuch zur Vorbereitung - Race Around Ireland 2013

Mein Tagebuch der letzten Tage vor dem Rennen: Anreise, erste Eindrücke, letzte Trainings - Irland begeistert mich mit seiner Landschaft, der freundlichen Mentalität der Iren und der allgemeinen Atmosphäre. Das Wetter ist allerdings schon jetzt eine ziemliche Herausforderung, und das Rennen wird wohl ein nasses werden.

Sonntag, 15.9. - So gut wie in der letzten Nacht habe ich schon lange nicht mehr vor einem Rennen geschlafen, ich habe eigentlich sogar verschlafen. Wenn das kein gutes Zeichen ist! Geweckt wurde ich nur durch Windböen und den Regen, der aufs Dachfenster plätscherte. Also hat uns das irische Wetter doch noch erreicht. Den heutigen Tag werde ich trotzdem weiterhin im Bett verbringen, die Beine hochlagern und mich mental aufs Rennen einstimmen.
Die letzten Wochen habe ich zwar weniger, aber dafür sehr hart trainiert, ich bin zuversichtlich dass das die richtige Trainingsstrategie nach dem RAAM war, aber in den nächsten Tagen werde ich es dann spüren.

Bitte wünscht mir und allen Teilnehmern Glück, das Rennen wird lange, schwierig und sehr hart. Ich habe mich nach dem Motto vorbereitet: Hoffe auf das Beste, aber plane für das Schlechteste! Regenjacken und Überschuhe sind genügend vorhanden, ich fühle mich bereit…
Um 14 Uhr brechen wir auf in Richtung Startgelände, dann meldet sich mein Team mit dem Live-Ticker.

Liebe Grüße aus Irland, Christoph

Samstag, 14.9. - Heute ist schon etwas Routine eingekehrt, die irischen Eigenheiten kennen wir, den Verkehr können wir gut einschätzen, und alle Hausaufgaben vor dem Rennen – Einkäufe, Packordnung, Papierkram, Registrierung - haben wir erledigt. Beim Racer-Meeting sehe ich alle anderen Teilnehmer, die Veranstalter sind sehr nett und bemüht, alle freuen sich schon auf das Rennen und schwärmen von der angeblich guten Wetterprognose. Beim Interview auf der Bühne habe ich auf die Frage nach meiner Vorbereitung nach dem RAAM geantwortet, dass ich mir ein paar Kilo angefuttert habe um mich auf die kühlen Temperaturen professionell vorzubereiten. Bislang liegen wir super im Rennen, bei der technischen Abnahme haben wir unsere Routine ausgespielt und alles fehlerfrei in 15 Minuten erledigt. Hoffentlich läufts im echten Rennen auch so rund :-)
Die Heimreise zum Cottage machte ich am Rad, bin ein letztes Mal vor dem Start im Sattel gesessen und fühle mich super. Beim Abendessen vor dem holzgefeuerten Kamin war ich schon auf Ensure statt Spaghetti, mein Magen wird es mir in den nächsten 4 Renntagen danken.

Freitag, 13.9. - Die erste Trainingsfahrt in Irland habe ich heute von unserem Cottage zur Braveheart-Burg und dem Startort in Trim und dann entlang der Race-Route retour unternommen. Das waren immerhin 90km, eigentlich unüblich für den vorletzten Tag vor dem Start. Aber da ich jetzt 2 Tage gar nicht trainieren konnte, habe ich die längere Ausfahrt dringend gebraucht. Fazit: Autofahrer sind nicht aggressiv, die Straßen nicht gut aber erträglich, die steilen Anstiege hat es hier noch nicht gegeben, dafür jede Menge Burgruinen und Schafherden.

Beim Abendessen haben wir Valerio Zamboni getroffen, der das Rennen nun schon zum vierten Mal hintereinander bestreitet. Er hat auch gesagt, dass das RAI ganz speziell, und noch viel mehr als alle anderen Ultracycling-Rennen ein Kampf mit sich selbst ist. Hier kommt es sehr stark auf den Kopf an, auf das Ertragen der äußeren Umstände. Das Starterfeld ist ja auch nicht so dicht und hochklassig wie beim RAAM, das heißt knappe Duelle wird es hier selten geben. Ich bin darauf aber gut eingestellt und hoffe dass ich hier meine anderen Qualitäten auch ausspielen kann, vor allem meine Wind- und Wetterfestigkeit. Da helfen mir hoffentlich die paar Kilos, die sich seit dem RAAM auf meine Rippen verirrt haben!
Die Vorbereitungen laufen gut, seit heute ist mein 6-köpfiges Team komplett und alle Vorbereitungen in den Begleitautos sind so gut wie abgeschlossen.  Was uns noch große Probleme bereitet ist der Scheibenwischer am Auto, er geht lustigerweise immer dann an, wenn wir blinken wollen – das sind halt die rechtsgesteuerten Autos… Aber ansonsten läuft alles perfekt!

Donnerstag, 12.9. - Zuerst muss ich glaube ich einmal ganz kurz erzählen, warum ich überhaupt auf die Idee gekommen bin hier zu starten. Ausschlaggebend waren die unfassbaren Szenen aus dem Film „it’s all about…“ wo mein Kamerateam groox und Fotograf Lex den damaligen Gewinner Valerio Zamboni begleitet haben. Kleine Straßen entlang der Küste, Schafherden mitten am Weg, Regen, Wind, lange Nächte, das typische britische Wetter und das ganze Mitte September. Eigentlich das komplette Gegenteil vom RAAM, und da ich die Hitze ja überhaupt nicht mag finde ich Irland faszinierend. Die Länge ist mit 2200km sehr anspruchsvoll, und vor allem nach dem RAAM ist das sehr hart, die Form ja bei weitem nicht mehr so gut wie noch im Juni. Aber trotzdem wollte ich immer nach dem RAAM noch ein Rennen bestreiten, denn ich liebe den Sport viel zu sehr, dass ich nach dem RAAM nichts mehr fahren will… Nur sind Race Around Austria und Tortour zeitlich zu knapp am RAAM, da reicht mir die (mentale) Erholung nicht aus. Damit bietet sich das RAI perfekt an!

Und damit ich keine Ausrede mir selbst gegenüber habe, wurde die Teilnahme am Race Around Ireland schon im April fixiert, und das war gut so. Denn natürlich hatte ich wie immer im Sommer ein Motivationsloch, und ich hätte wohl aus dieser Laune heraus den Urlaub vorgezogen, wenn ich mich nicht selbst überlistet hätte.

Aber nun bin ich hier, die Anreise nach Irland war gemeinsam mit Jürgen in zwei Tagen per Auto ein wahrer Marathon. Die britischen Inseln haben uns gleich mit Regen und Nebel begrüßt, der Linksverkehr tut sein Übriges um den Gedanken „Was um Himmels Willen mache ich denn da schon wieder?“ aufkommen zu lassen. Im Nachhinein werde ich wie immer froh sein das alles auf mich genommen zu haben, auch wenn es im Vorfeld sehr schwierig erscheint.

Die irischen Straßen sind nach der ersten Inspektion aus dem Auto ganz was Neues: schmal, rau, wellig und immer feucht, aber vor allem sehr düster, weil immer wieder Alleen und Bäume das flache Sonnenlicht noch weiter schwächen, das Dickicht links und rechts der Straße so etwas wie einen Tunnel bildet. Dafür fahren die Einheimischen sehr rustikal Auto. Spannende Voraussetzungen für ein echtes Abenteuer! Morgen geht’s auf eine vorletzte kurze Trainingsausfahrt, ich freue mich schon auf den ersten Kontakt zwischen meinen Reifen und dem irischen Asphalt. Jetzt versuchen wir noch das Kaminfeuer im gemieteten Cottage-House zu entfachen und erholen uns von zwei Tagen Autofahrt! Gute Nacht aus dem idyllischen Kaff Nobber – nicht dem Ende der Welt, aber zumindest dem Ende Europas :-)