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Persönlicher Rückblick Race Across Italy 2023

Nach 775 Kilometer und 10900 Höhenmeter möchte ich vorab ein großes Dankeschön an meine geniale Support-Crew (Flo, Lukas, Hausi) aussprechen, die das Rennen fehlerlos und daher so schnell gemacht haben. Ich wurde nach Plan ernährt, wir sind ohne Zeitverlust 5x vom ShivTT-Zeitfahrrad aufs Tarmac Bergrad und wieder retour umgestiegen, Kleidung für das nasse Wetter wurde mir superschnell angezogen und ich war die ganze Zeit motiviert und gut gelaunt.

Navigationsfehler haben wir auch auf ein Minimum reduziert – nur als ich meinen Garmin Edge in der Nacht für ein paar Stunden auf Energiesparmodus mit unbeleuchtetem Display schalten musste, haben wir bei 3 Abzweigungen für ein paar Meter falsch abgezweigt. Der Zeitverlust war insgesamt aber keine Minute.
Wichtige Lektion für mich: Auch der Garmin Edge 1040 Solar hält mit allen Funktionen, wenn sie voll aktiviert sind (Navigation plus beleuchtetes Display und den exaktesten Satelliten Infos und Aufzeichnungen, während Bluetooth auch noch aktiviert ist), keine 24 Stunden durch. Auch er braucht ein paar energieschonende Maßnahmen oder Nachschub aus einem USB Zusatzakku/Powerbank, um seine Lebensdauer auf über 24 Stunden zu strecken.

Danke auch an alle Fans und Unterstützer, die in den sozialen Medien kommentiert und angefeuert haben, das hat mich zusätzlich motiviert. Danke auch an alle Glückwünsche und Gratulationen nach dem Rennen!

Aber nun kurz zum Rennverlauf: Wie ist das Rennen gelaufen?

Ich wusste, dass der dreimalige RAI-Gewinner Ralph „Dizzy“ Diseviscourt aus Luxemburg so schnell sein wird wie immer. Daher habe ich nicht damit gerechnet, am Anfang in Führung zu sein. Aber ich wusste nicht viel über Daniel Steinhauser, nur dass er in 21:59h ein superstarkes Race Across The Alps 2021 hatte. Beim RATA habe ich ihn sogar am Bernina Pass angefeuert, mitten in der Nacht, als ich einen Abstecher an die Strecke gemacht hatte, während ich in St. Moritz auf Trainingslager war. Damals kannte ich ihn aber noch gar nicht, war nur überrascht, dass da ein „Unbekannter“ so stark unterwegs war. Ich habe erwartet, dass er schnell ist, aber ehrlich gesagt: Ich habe nicht damit gerechnet, dass er nach dem Start so viel schneller ist als ich.

Ich begann mit gutem Druck am Pedal, ohne wirklich hart zu fahren, durchschnittlich etwa mit 250 Watt. Ich war am unteren Ende meines erwarteten Leistungsbereichs, damit ich später die Geschwindigkeit erhöhen kann und genug Kraft für die letzten Abschnitte habe. Die neue Route hatte im Vergleich zum Vorjahr insgesamt mehr als 1000 zusätzliche Höhenmeter, gleich einen härteren Berg zu Beginn und steilere Hügel auf den letzten 100 km.
Es war gut, dass ich am Tag vor dem Start mit Flo Kraschitzer (mein Podcast Kollege und Betreuer) noch die ersten und letzten Kilometer der (neuen und mir unbekannten) Strecke besichtigt habe und abgefahren bin.
Eines der landschaftlichen Highlights war definitiv das Hochplateau "Campo Imperatore", das aus dem Bud Spencer & Terence Hill Film "Vier Fäuste für ein Halleluja" bekannt ist, und mit der Atmosphäre bei Nebel und leichtem Regen unvergessliche Eindrücke erzeugte.

Bei Timestation 1 gleich 18 Minuten hinter den beiden Spitzenreitern zu sein, war aber trotzdem eine Überraschung für mich. Ich blieb aber ruhig und hoffte, dass die beiden da vorne im Laufe der Zeit etwas nachlassen würden, während ich hoffentlich tatsächlich zulegen könnte. Das gelang mir auch, und auf TS 2 konnte ich mit 10 Watt Durchschnitt mehr andrücken. Mein Plan ging auf, ich blieb konstant und konnte in der Ebene und in den Anstiegen ein sehr gleichmäßiges Tempo fahren, ohne zwischendurch Belastungsspitzen einzubauen. Die Nacht hielt ich aufgrund der spannenden Rennsituation durch, ohne müde zu werden, und als ich Dizzy einholte, gab mir das zusätzliche Motivation und half, die ganze Nacht konzentriert und mental stark zu bleiben. Auch das Wetter war damit einfacher zu ertragen. Nebel, nasse Straßen, rutschige Kurven und leichter Nieselregen hielten sich fast durchgehend, zwischendurch regnete es auch mal stärker.

Während Dizzy ein paar Stunden später ordentlich an Boden verlor und den Eindruck erweckte, in Schwierigkeiten geraten zu sein, war Daniel immer noch sehr stark und hielt sich sehr lange vor mir. In einem langgezogenen Anstieg kurz vor TS 3 konnte ich ihn aber schließlich einholen, und dachte, dass er damit mental zu grübeln beginnt. Doch das Gegenteil war der Fall: Daniel überholte mich zwei Mal zurück, bevor ich in einem flachen Abschnitt noch einmal davonziehen konnte. In den Bergen hätte ich ihn wohl nicht abschütteln können, aber als Zeitfahrspezialist wusste ich, dass ich dieses kurze Flachstück nutzen muss, bevor es in die steilen Rampen am Ende der Strecke ging. Es blieb knapp, ich musste so hart wie möglich durch die letzten steilen Hügel bis zur Ziellinie pushen. Aber eine so starke Konkurrenz und ein so enges Rennen machen den Ultra Radsport wirklich spannend und besonders, und ich liebe nichts mehr, als knappe Rennen mit den schnellsten Mitstreitern!

Ganz am Ende realisierten wir erst, dass vor uns noch der Italiener Francesco Surace auf der Strecke war, der aber circa 90 Minuten vor mir gestartet war. Francesco lieferte ein sensationell starkes Rennen, legte einen wahren Zielsprint hin, sodass ich nicht mehr an ihn herankommen konnte, und war schließlich mit Platz 3 sogar vor „Dizzy“.

Ich bin sehr dankbar und glücklich über meine Zeit von 25h:39min. Durch das bewährte Ernährungskonzept von Ensure Flüssignahrung und dem Peeroton Hi-End Endurance konnte ich über die komplette Renndauer deutlich mehr als 500kcal pro Stunde zu mir nehmen, ohne irgendwelche Probleme mit dem Magen zu bekommen. Ensure liefert einen Mix aus Kohlenhydraten, Fett und Protein, während Peeroton ein optimales Kohlenhydrat-Mix aus Glucose und Fructose mit BCAAs und Elektrolyten enthält. Diese Kombi ist wirklich eine große Empfehlung für alle Langstrecken-Enthusiasten.

Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der supported und unsupported Kategorie, an die Organisatoren dieses fantastischen Events und an Daniele Rellini zum Erhalt des Fair-Play-Awards zu Ehren Pawel Talagas. Das RAI ist ein absoluter Tipp für alle, die sich entweder der Herausforderung eines selektiven Rennens mit Team stellen wollen, oder sich auch an unsupported Events herantasten möchten, da man hier in dieser Wertung noch die Möglichkeit hat, eigene Verpflegungsbeutel an den Timestations deponieren zu können, um etwas mehr Sicherheit an der Strecke zu haben.

Mehr Infos und Stories zum Rennen, sowie Stimmen von Daniel Steinhauser und Jochen Böhringer, der in der unsupported Wertung hinter Daniele Rellini Platz 2 erreichte, hört ihr in den Folgen #120 und #121 des Sitzfleisch-Podcasts, die am Freitag 12. und 19. Mai erscheinen.

Auszug aus den Leistungsdaten:
Distanz: 773km
Höhenmeter: 10.900m
Leistung avg: 245W (ohne Null)
Leistung NP: 243W
Leistung relativ: 3 W/kg
Geschwindigkeit: 30,1 km/h
Energie: 20400 KJ
TSS Training Stress Score: 1241

Ergebnis Race Across Italy 2023 (Kategorie 775km supported):

1. Christoph Strasser (AUT)                 25 hrs 39 mins        30.15 KM/H
2. Daniel Steinhauser (GER)                26 hrs 18 mins         29.41 KM/H
3. Francesco Surace (ITA)                    27 hrs 11 mins         28.45 KM/H
4. Ralph Diseviscourt (LUX)                 27 hrs 46 mins         27.85 KM/H
5. Matteo Curatitoli (ITA)                    29 hrs 21 mins          26.35 KM/H

Links:

Fotogalerie Race Across Italy RAI 2023: www.christophstrasser.at/fotogalerie_videos_filme/bilder/fotogalerie_2023/2023_race_across_italy_das_rennen/

Trainingpeaks (professionelle Auswertung): http://tpks.ws/LJPP3Y3ONVBLTRO63TAY55V5QQ

Strava (oberflächliche Auswertung): www.strava.com/activities/8991786283

GPS Tracking und Resultate: www.followmychallenge.com/live/rai775/2023/

Website des Rennens: www.raceacrossitaly.com