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2015

Race Across America

DNF - Christoph Strasser muss RAAM vorzeitig beenden

Am Sonntag, nach 1.680 Meilen und einer Fahrzeit von knapp fünf Tagen, endet das diesjährige Race Across America für den Dreifachsieger Christoph Strasser aufgrund eines Lungeninfektes vorzeitig.

RAAM-Bericht: Tag 1 - Das Abenteuer beginnt

Der Startschuss zum 33-sten Race Across America fiel am Dienstag, den 16.Juni, im kalifornischen Oceanside um 12:00 Uhr Ortszeit. 41 Einzelfahrer, darunter 5 Frauen und 214 Teamfahrer, nahmen die 4.835 Kilometer lange Strecke durch die USA in Angriff. Christoph, der in den letzten beiden Jahren die magische „Acht-Tages-Grenze“ unterboten hatte, wollte seinen Titel erfolgreich verteidigen und damit für seinen dritten Triumph in Serie beim RAAM sorgen. 
Das RAAM 2015 stand unter spannenden Vorzeichen: Die Favoritenrolle wurde zwar Christoph zugeteilt, doch die Konkurrenten waren stark: Severin Zotter und die beiden US-Amerikaner Alberto Blanco und David Haase galten als gefährlichste Herausforderer. Besonders schwierig sollten laut Vorhersagen die Wetterverhältnisse werden, es wurde eine massive Hitzewelle erwartet.

Auf den ersten Meilen nach dem Start fand Christoph schnell seinen Rhythmus und fühlte sich trotz steigender Temperaturen wohl, die zweiwöchige Akklimatisation zeigte ihre gewünschte Wirkung. Doch schon ab der 100km-Marke machte die Hitze Christoph zu schaffen. Seine Leistung brach ein, er litt unter Krämpfen, konnte keine Flüssignahrung mehr zu sich nehmen und verlor Zeit auf die Spitzenfahrer. 

Diese erste Mini-Krise konnte aber wieder abgeschüttelt werden, als ein erzwungener Baustellen-Stop spontan zu einer Schlafpause genutzt wurde. Der 10-minütige Powernap war der Wendepunkt, Christoph fand in der kühlen Nacht seinen Rhythmus, konnte wieder Nahrung aufnehmen und seine Leistung auf das gewohnte Niveau steigern. Er überholte seinen Landsmann Gerhard Gulewicz und lag nun auf dem zweiten Rang, vor ihm nur Severin Zotter. Nach 16 Stunden lag der sehr stark gestartete Sevi eine halbe Stunde vor Christoph, der aber auf seinem flachen Lieblingsterrain den Rückstand auf den Führenden verringern konnte. In den frühen Morgenstunden musste das Team Strasser dann gute Arbeit leisten, als der Defekt-Teufel an Christophs Hinterrad zuschlug: Das Pacecar war gerade tanken, also musste er mit plattem Reifen weiterfahren. Aber das Problem konnte vom sehr engagierten Betreuerteam nach einer waghalsigen Aufholjagd schnell behoben werden.   
Die Sonne brannte unerbittlich auf den Asphalt, die meisten RAAM-Fahrer litten unter der Hitze und mussten von ihren Teams mit Eiswürfeln, Kühlmanschetten und Unmengen eiskalter Getränke gekühlt werden. Christoph kam Sevi im Anstieg vor Cottonwood immer näher und konnte ihn nach 750 Kilometern sogar einholen, was beide sehr motivierte.
 

 

RAAM-Bericht: Tag 2 & 3 - Duell in den Rocky Mountains

Nach kurzer gemeinsamer Fahrt mit Sevi war Christoph richtig gut drauf und hat die Abfahrt nach Cottonwood sogar ohne die übliche Müdigkeit gemeistert, er legte auf dieser Etappe eine um 13 Minuten schnellere Zeit als im Vorjahr hin. Seit sich Christoph von seinem Konkurrenten absetzen konnte und in Führung lag, lief alles wieder rund.
Probleme tauchten erst auf, als Christoph in der lang gezogenen Abfahrt von Flagstaff mit bedrohlichen Anflügen von Müdigkeit und Sekundenschlaf zu kämpfen hatte, obwohl es erst früher Abend war. Offensichtlich hatten die zwei sehr heißen Tage Auswirkungen auf seine Fitness und verursachten einen leichten Hitzeschlag, auch sein Magen begann wieder zu verkrampfen. Irgendwie schaffte es Christoph, sich durch die Nacht und das Monument Valley zu kämpfen. Entweder trieb ihn sein Team an, oder er motivierte sich mit Selbstgesprächen und kalten Duschen mit Wasser aus der Trinkflasche. Bei einsetzender Vormittagssonne legte Christoph dann aber doch einen Powernap ein, um erfrischt auf die ersten Pässe der Rocky Mountains zu klettern.
Nachdem es untertags noch 40°C hatte, musste Christoph den Wolf Creek Pass, den mit 3300 Metern höchsten Teil der Strecke, im Dunkeln bei nur mehr 4°C bezwingen. Nun hieß es in der Abfahrt vor allem warm eingepackt und ohne Komplikationen das Tal zu erreichen. 

Zwischenstand TS 13 – Montezuma Creek, UT (1237 km absolviert)

1.Christoph StrasserAUT01d:17h:17min29,97 km/h
2.Severin ZotterAUT01d:21h:35min27,15 km/h
3.GerhardGulewiczAUT01d:22h:53min26,39 km/h
4.AdamBickettUSA01d:23h:52min25,85 km/h
5.DavidHaaseUSA02d:01h:17min25,10 km/h

Pech hatte währenddessen die Wohnmobil-Crew, deren Gefährt mitten in der Nacht mit einem Reifenplatzer auf dem Highway liegen blieb. Da der Pannenservice erst tags darauf helfen konnte, musste eine Entscheidung getroffen werden: Sollte Christoph die Pause im Wohnmobil vorziehen und hier auf einer Höhe von 2500 Metern die Schlafpause einlegen, oder sollte er ohne den flexiblen Schlafplatz im Camper weiterfahren? 
Die Entscheidung fiel aufgrund von Christophs Müdigkeit auf die vorgezogene Pause, es war allen bewusst dass die Erholung in der Höhe schlechter sein würde, aber die Abfahrten waren im übermüdeten Zustand zu gefährlich. Doch die Pause half wenig, Christoph kämpfte weiterhin gegen den Sekundenschlaf und kam nicht in die Gänge. Die Hitze war sogar in der Höhe kaum auszuhalten, auf der letzten Passhöhe, dem 3000m hohen Cuchara, zeigte das Thermometer unfassbare 37°C. Sevi Zotter hat die Umstände besser verkraftet und auf Christoph aufgeholt. Kurz vor dem Cuchara übernahm der Rookie wieder die Führung.

RAAM-Bericht: Tag 4 - Did not finish

Es ging sehr langsam voran. Christoph litt unter der großen Hitze und bekam ernste Probleme mit seiner Lunge. Auf der Passhöhe des Cuchara Passes musste er längere Zeit vom Rad und sich medizinisch untersuchen lassen, es tauchten erste Anzeichen für Höhenkrankheit auf. Eine weitere Schlafpause war in Trinidad notwendig, der ersten Stadt nach den Rockies, die unter 1800m Höhe liegt.
Kurz nach Trinidad wechselte Christoph wieder auf das Shiv und rollte im Regenerationsmodus auf den langen Geraden Richtung Kansas. Sein gesundheitlicher Zustand verbesserte sich leicht, doch es war weiterhin kritisch. In der Nacht wurde die Schlafpause etwas verlängert um Christoph mehr Zeit zur Regeneration zu geben, doch sein Körper konnte sich nicht mehr ausreichend erholen. Der folgende Tag durch Kansas war ein ständiges Auf und Ab, Christoph konnte seinen Rhythmus phasenweise wieder finden, brach aber zwischendurch immer öfter ein und bekam immer mehr Probleme mit der Atmung.
Am nächsten Morgen wurde es offiziell: Nach 2700 Kilometern und einer Fahrzeit von knapp fünf Tagen, endete das diesjährige Race Across America für den Dreifachsieger Christoph Strasser aufgrund eines Lungeninfekts vorzeitig. Nach der enormen Hitze, die sich bis in die Rocky Mountains gehalten hatte und dem damit verbundenen längeren Aufenthalt in großer Höhe, wurde ein Abbruch aus medizinischer Sicht notwendig, da es trotz Verlassens der Höhe zu keiner notwendigen Besserung der Symptome kam, erklärte Teamarzt Arnold Schulz. 

Christoph hat, so lange es noch medizinisch vertretbar war, versucht weiterzufahren, um das RAAM zumindest zu finishen und nicht voreilig aufzugeben. Schlussendlich kann niemand Spätfolgen ausschließen und der vorzeitige Abbruch des RAAM 2015 war die einzige vernünftige Entscheidung um seine weitere Karriere nicht zu gefährden. Es war für das ganze Team ein frustrierender Moment, alle waren zutiefst enttäuscht. Via Facebook wünschten sie Sevi und seinem Team, dass sie als würdige Sieger ins Ziel kommen sollten, was Severin nach 8 Tagen und 8 Stunden auch gelang. 

Zwischenstand TS 29 – Yates Center, KS (2660 km absolviert)

1.SeverinZotterAUT04d:06h:36min25,94 km/h
2.ChristophStrasserAUT04d:09h:40min25,19 km/h
3.DavidHaaseUSA04d:11h:32min24,75 km/h
4.AndersTesgaardDEN04d:20h:57min22,76 km/h
5.PeterSandholtDEN05d:02h:45min21,68 km/h