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2007 - 2012

Race Around Slovenia

Eine kurze Müdigkeitsphase kostet Christoph Strasser den Sieg

Extremradler Christoph Strasser hadert mit dem dritten Rang beim Race Around Slovenia 2011. Bis Kilometer 860 lief alles perfekt, doch dann zwang ein Müdigkeitseinbruch den unter Schlafentzug leidenden Strasser zu einer ungeplanten Pause. Der hart erarbeitete 25-minütige Vorsprung war in dem Moment verloren, eine Aufholjagd bis ins Ziel blieb erfolglos.

Die Herausforderung klingt gewaltig: 1139 Kilometer gespickt mit 13000 Höhenmetern rund um Slowenien. Um dieses Ultraradrennen zu gewinnen, wollte Extremradsportler Christoph Strasser die Strecke nonstop bewältigen, und somit der Konkurrenz beim „Race Around Slovenia“ auf und davon radeln.
Obwohl die Weltmeisterschaft erst wenige Wochen später stattfindet, ist das RAS das bestbesetzte Rennen der Szene, da sich kaum ein Langstreckensportler den perfekt organisierten Saisonauftakt entgehen lassen will.

Somit war Strassers Ziel, das Rennen zu gewinnen, ein sehr hoch gestecktes, und die anderen Favoriten Marko Baloh, Thomas Ratschob und Edi Fuchs hatten wohl das gleiche vor. Das Rennen versprach einen spannenden Verlauf, da der Ausgang erstmals total offen war. Der traurige Grund dafür war das Fehlen des Seriensiegers der letzten Jahre, Jure Robic, der im September 2010 verunglückt war.

Die ersten Rennkilometer verliefen nach Wunsch. Als einer der letzten Starter im Rennen konnte Strasser das Feld von hinten aufrollen und bis zur ersten Zeitstation eine tolle Zeit hinlegen. Für die ersten hügeligen 100 Kilometer (1100 Höhenmeter) benötigte er lediglich 2:50 Stunden, und das obwohl zwei rote Ampeln die rasante Fahrt kurz unterbrachen. Nur Thomas Ratschob war in dem Abschnitt schneller. Doch den Schweizer, der in rock love songs einer Abfahrt wegen Regens stürzte, konnte Strasser am zweiten Abschnitt auch distanzieren und übernahm somit die Führung, die er langsam aber stetig ausbauen konnte.

Im ersten Morgengrauen waren die Regenschauer der Nacht vorbei, und die Fahrer erwartete ein herrliches Panorama im Tal der Soca. Stetig leicht steigend führte die Strecke im zerklüfteten Tal Richtung Norden, wo mit dem 1611 Meter hohen Pass Vrsic der höchste Punkt des Rennens wartete. Strasser fuhr konstant schnell, und konnte am Abschnitt über den Vrsic sogar die Bestzeit verbuchen. Nur der zweitplatzierte Baloh konnte die gleiche Zeit mitgehen. Auf den ebenfalls sehr hügeligen Abschnitten fünf, sechs und sieben, die die Teilnehmer im Norden Sloweniens bis Marburg und Moravske führten, legte Strasser noch einen Gang zu. Er legte auf allen Teilstrecken die Bestzeit vor und arbeitete sich bis zu 25 Minuten vor Baloh. Bei der Timestation 8 betrug Balohs Rückstand immer noch beträchtliche 17 Minuten.

Dieser Vorsprung bedeutet bei so einem langen Rennen allerdings nicht viel, und das musste der Steirer schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Als zu Beginn der zweiten Nacht Müdigkeitsattacken einsetzten, wurde alles versucht um ohne Schlafpause durch die Finsternis zu kommen. Anders als in den Jahren zuvor, wo es zwar problematisch aber möglich war zwei Nächte nonstop zu bewältigen, schlitterte Strasser diesmal in eine fürchterliche Krise. Mit Sekundenschlaf und Halluzinationen war die Weiterfahrt ein Balanceakt. Ein 15-minütiger Powernap blieb erfolglos, da durch die Gabe von Koffein kein Schlaf möglich war.

So ging die Nachtfahrt weiter, doch die Müdigkeit wurde schlimmer. Als letzter Ausweg musste vom Teamchef eine längere Schlafpause verordnet werden. In der Zwischenzeit waren Baloh und Ratschob schon weit voraus, und Strasser konnte nach der Pause den Vorsprung der beiden nur mehr etwas verringern. Mit voller Frische und immer noch sehr gutem körperlichen Zustand konnte Strasser auf den letzten beiden Etappen nochmals attackieren. Mit der aufgehenden Sonne kehrte der Kampfgeist zurück und Strasser fuhr wieder so schnell wie zu Beginn. Doch Baloh und Ratschob spielten ihre Routine aus, und kamen ohne Schwächephase ins Ziel.

Somit erreichte Christoph Strasser den dritten Platz. Ein tolles Rennen, das vor allem im Hinblick auf das Race Across America in einem Monat eine großartige Generalprobe darstellte.

Das Resümee fällt zwiespältig aus. Auf der einen Seite ist Strasser frustriert und traurig, da er in der „Form seines Lebens“ war und dem zur Zeit wohl weltbesten Extremradler Baloh schon so weit voraus war. Wenn man den Sieg dann noch aus der Hand gibt, ist das natürlich bitter. Andererseits kann gegen diese Art von Müdigkeit nicht wirklich etwas gemacht werden, weder das Anfangstempo war zu hoch, noch hat die Ernährung nicht gepasst. Eventuell waren die Tage vor dem Rennen zu angespannt, und es kam schon dort zu einem leichten Schlafdefizit. Das positive war die körperliche Form und auch die Bereitschaft, nach der Pause noch einmal alles zu geben. In den 45 Minuten hat sich Strasser sehr gut erholt, was für einen RAAM Starter sehr wichtig ist. Die Betreuung funktionierte auch wunderbar, vor allem in den Bereichen Rücken, Muskulatur und Gelenken gab es nach dem Rennen keine Schmerzen.

Nun stehen Regeneration und Planung für das Race Across America am Plan. Abflug nach USA ist Anfang Juni.

Ergebnis Race Around Slovenia 2011:
1 - Marko Baloh (SLO) - 40:21 Stunden
2 - Thomas Ratschob (SUI) - 41:16 Stunden
3 - Christoph Strasser (AUT) - 41:36 Stunden
4 - Erik Rosenstein (SLO) - 43:15 Stunden
5 - Eduard Fuchs (AUT) - 43:38 Stunden